Wenn Scheinwerfer lebensgefährlich werden
Sendeanstalt und Sendedatum: SWR, Samstag, 4. Oktober 2008
Das Risiko eines schweren Autounfalls ist bei
Dunkelheit wesentlich größer als bei Tag.
Eine Ursache sind schlechte Autolampen.
Sehen und gesehen werden funktioniert nur,
wenn das Autolicht korrekt funktioniert –
und dafür braucht man intakte Lampen. Wir
haben zehn Lampen des Typs H7 im
Preisbereich von 4 bis 22 Euro im
Lichttechnischen Institut der Universität
Karlsruhe testen lassen. Geprüft wurden die
in Baumärkten, bei Fachhändlern und im
Supermarkt gekauften Produkte nach einer
vorgeschriebenen ECE-Norm. Eigentlich darf
es in Deutschland keine Lampen auf dem
Markt geben, die diese Anforderung nicht
erfüllen.
Zu wenig Licht
Erstes Testkriterium ist die Lichtmenge.
Sollte sie zu niedrig sein, kann der
Scheinwerfer nicht genügend Helligkeit auf
die Straße bringen. Bei den
Markenprodukten von Osram und Philips ist
hier alles in Ordnung. Ganz anders bei den
No-Name-Produkten. Die meisten schaffen
in unserer Stichprobe die Norm nicht.
Besonders schwach schnitten im Lampen mit
blau getöntem Glas ab. Dazu gehört
beispielsweise die Future Light, gekauft bei
Conrad. Sie schafft gerade einmal 74
Prozent der vorgeschriebenen Lichtmenge.
Noch schlechter leuchtet Cartrend von Obi
mit sogar nur 55 Prozent.
Dieter Kooß vom Lichttechnischen Institut
erklärt, dass solche blauen Lampen
Xenonscheinwerfer simulieren sollen, doch
sie erreichten natürlich bei weitem nicht
deren Leistung. Der Test habe im Gegenteil
gezeigt, dass einige Lampen derart schlecht
sind, dass sie eigentlich vom Markt
genommen werden müssten. Das Labor will
die Ergebnisse sogar dem
Kraftfahrtbundesamt melden.
Schäden durch zu heiße Lampen
Aber es gibt noch mehr Probleme. Bei dem
Billigprodukt Bonus aus dem Max Bahr-
Baumarkt ist die Lichtmenge zwar in
Ordnung, aber die Leistung in Watt viel zu
hoch. Das kann die Scheinwerfer durch Hitze
beschädigen und dazu führen, dass ein
Fahrzeug keine Plakette bei der
Hauptuntersuchung erhält.
Die Lage der so genannten Glühwendel ist
ebenfalls wichtig. Sie sorgt für die korrekte
Ausleuchtung der Straße. Bei den
Markenprodukten stimmt die Ausrichtung,
bei vielen anderen Lampen im Test stimmen
die Maße hingegen nicht. Besonders
gravierend ist die Abweichung bei den
Lampen Bonus und Cartrend. Selbst beim
Lichttechnischen Institut war man davon
überrascht. Wenn Lampen mit starken
Abweichungen im Scheinwerfer eingebaut
würden, könne der Gegenverkehr geblendet
oder die Straße nicht mehr ordentlich
ausgeleuchtet werden.
Risiken trotz Prüfzeichen
Wir konfrontieren die Handelsketten mit den
verheerenden Test- Ergebnissen unserer
Stichprobe. Jetzt wollen Max Bahr, Obi und
Conrad reagieren, die Lampen aus dem
Regal nehmen und sie von ihren Lieferanten
überprüfen lassen. Allerdings verweisen die
Unternehmen uns gegenüber schriftlich
darauf, dass für die Lampen gültige
Prüfzertifikate vorlägen.
Gefährliche Lampen mit gültiger
Zulassungsprüfung und E-Kennzeichen? Wie
kann das sein? Wir fragen nach beim
Zentralverband der Elektronikindustrie und
erfahren, dass Lampen, die zur Prüfung
angemeldet werden, bei Bestehen ihr Siegel
erhalten, aus der laufenden Produktion
jedoch keine Nachprüfung stattfindet. Das
öffne den Herstellern Tür und Tor, auch
Lampen von geringerer Qualität zu liefern,
erklärt der Zentralverband. Das E-
Kennzeichen ist für den Kunden also wertlos.
Fazit unseres Tests: Wer seine Autolampe
wechselt, sollte auf Markenprodukte setzen.
Bereits ab 10 Euro gibt es gute Qualität.
Wichtig ist, Lampen immer paarweise zu
wechseln und den Scheinwerfer
anschließend in der Werkstatt einstellen zu
lassen. So wird die Autofahrt in der dunklen
Jahreszeit nicht zu einem unkalkulierbaren
Risiko.
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